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LiteraTour #07 – Grete Weil

Literischer Spaziergang von Dr. Ingvild Richardsen

Grete Weil (1906-1999) liebte das Tegernseer Tal und ihren Geburtsort Rottach-Egern über alles. 1935 emigrierte sie wegen ihrer jüdischen Herkunft nach Amsterdam und kam 1947 aus dem Exil nach Deutschland zurück. Sie erfuhr erst 1980, bereits 74-jährig, Anerkennung für ihr Schaffen und gilt heute als wichtigste deutschsprachige jüdische Schriftstellerin. 2021 erschien die Neuauflage ihres wichtigsten Romans „Tramhalte Beethovenstraat“.

Der Spaziergang beginnt am Geburtshaus in Rottach-Egern in der Ganghoferstraße 1, wo Grete Weil am 18. Juli 1906 als Margarethe Dispeker im Haus des Fotografen Emil Ganghofer zur Welt kam. Von dort geht es zum Malerwinkel. Das war damals das Wohnhaus des Heldentenors Leo Slezak, der die junge Grete musikalisch prägte. Nächste Station ist das Elternhaus Villa Dispeker. Auf den Landsitz der liberal-fortschrittlich jüdischen Münchener Familie kamen zahlreiche Künstler und Intellektuelle zu Besuch und prägten auch die Tochter. Grete schrieb frühzeitig Geschichten und studierte später Germanistik.

Grete Dispeker wird Grete Weil

Im Rottach-Egerner Rathaus heiratete Grete Dispeker 1932 den promovierten Literaten und Philosoph Edgar Weil, der als Dramaturg bei den Münchener Kammerspielen arbeitete. 1935 folgte sie ihm ins Exil nach Amsterdam, wo sie als Fotografin arbeitete. Den Holocaust überlebte sie ab 1943 in einem Versteck, ihr Mann wurde im KZ ermordet.

Fotografin, Schriftstellerin, Widerstandskämpferin

Weiter führt der Spaziergang zur Wolfsgrub, wo der jüdische Arzt und Schriftsteller Max Mohr eine enge Freundschaft mit dem englischen Romancier H.D. Lawrence und seit den 1920er Jahren auch mit Grete Weil führte. Von Wolfsgrub geht es noch einmal zurück zum Elternhaus. Dort wird von Grete Weils Rückkehr nach zwölfjährigem Exil erzählt. Ihr Haus war inzwischen ein Kinderheim und ist heute ein privates Wohnhaus. Im Jahr 1956 verkaufte Grete Weil ihr Elternhaus und lebte mit Walter Jokisch, ihrem zweiten Ehemann, zunächst in Darmstadt und nach dessen Tod ab 1970 in München. Dem Tegernsee blieb sie immer verbunden.

Literaturpreise und Bayerischer Verdienstorden

Bis zu ihrem Lebensende war es ihr Ziel, in ihrer Heimat und in deutscher Sprache „gegen das Vergessen anzuschreiben“. Erst ab den 1980er Jahren, als Deutschland sich mit der eigenen Vergangenheit dezidiert auseinandersetzte, erhielt die Schriftstellerin Anerkennung für ihr Schaffen anhand zahlreicher Preise. Schließlich wurde ihr der Bayerischen Verdienstorden verliehen. Der Spaziergang endet auf dem Friedhof in der Kißlingerstraße 41, wo ihr Urnengrab liegt.

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