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LiteraTour #02 – Gelehrtes Tegernsee

Literarischer Spaziergang von Prof. Dr. Klaus Wolf

Vor 1472 gab es in Altbayern keine Universität. Das damalige Kloster Tegernsee fungierte jedoch mit seinen gelehrten Mönchen als Berater für die Herzöge. Die intellektuelle Elite des Klosters disputierte zudem mit Universalgelehrten auf der ganzen Welt. Das Kloster Tegernsee war im Mittelalter der thinktank Bayerns – darum steht es im Zentrum dieser LiteraTour.

Berühmteste Bibliothek Altbayerns

Die Bedeutung des damaligen Klosters wird auch anhand ihrer umfangreichen Bibliothek deutlich: Mit ihren über 40.000 Handschriften und Druckereierzeugnissen konnte sie sich mit der berühmten Vatikanischen Bibliothek in Rom und jener der Medici in Florenz messen.

Auf Spuren der Gelehrtenschmiede

Der Spaziergang beginnt am Kirchenportal der ehemaligen Klosterkirche, heutigen Pfarrkirche St. Quirinus, und umrundet von dort aus den ehemaligen Klosterkomplex entgegen dem Uhrzeigersinn. Das heutige Gymnasium Tegernsee steht als erste Station der Tour für die mittelalterliche Klosterschule. Dort lernten und übersetzten die Knaben lateinische Hymnen, um sie anschließend in der ehemaligen Klosterkirche zu singen. An dieser Station erfährt man Spannendes über den „Thinktank“ des „Gelehrten Tegernsee“, seine „Netzwerke“, die „elitäre theologische Debattenkultur“, die „Gedächtniskunst“ und die musikalische Literatur. Hier lernt man das Universalgenie Johannes Keck, das „Tegernseer Vaterunser“ und den Tegernseer Anonymus und vieles mehr kennen.

Faksimilierte und digitalisierte Handschriften

Vom Gymnasium führt der Spaziergang in Richtung der heutigen Herzoglich Bayerischen Brauerei Tegernsee, die auf das klösterliche Brauchrecht im Jahr 1675 zurückgeht. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht das Museum Tegernseer Tal, der zweiten Station des Spaziergangs. In 17 Räumen präsentiert es die Geschichte einer der traditionsreichsten Gegenden Altbayerns. Zu dem Museumsschätzen zählen faksimilierte und digitalisierte Handschriften und Druckereierzeugnisse der mittelalterlichen Gelehrtenschmiede. Der Spaziergang endet wieder vor der heutigen Pfarrkirche St. Quirinus im Schmetterlingsgarten, der im Mittelalter nurmehr Teil eines Innenhofes war, da die Klostermauern einst bis ans Seeufer reichten.

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