Zurück

LiteraTour #05 – Bestsellerautorinnen

Literarischer Spaziergang von Dr. Ingvild Richardsen

Hedwig Courths-Mahler war die erfolgreichste Romanschriftstellerin ihrer Zeit. Innerhalb von 50 Jahren schrieb sie über 200 Romane, die in 37 Sprachen übersetzt wurden und eine Gesamtauflage von etwa 80 Millionen erreichten. Im Jahr 1933 erwarb die in Berlin lebende Bestsellerautorin in Tegernsee eine Villa. Dort zog sie 1935 mit ihren beiden Töchtern Margarete Elzer und Friede Birkner ein, die gleichfalls zu Bestsellerautorinnen avancierten.

Emanzipation, Beruf, eigenes Geld

Der etwa sechs Kilometer lange Spaziergang begibt sich auf die Spuren der „schreibenden Frauen“ und ihrem Erfolgsrezept. Zu Unrecht wurde Hedwig Courths-Mahler als Kitschautorin abgestempelt. Was sie leistete, war vielen ein Dorn im Auge: Sie gab ihren Heldinnen Berufe und ließ sie Geld verdienen – so wie die emanzipierten Frauenrechtlerinnen, die für Erwerbstätigkeit und gleiche Entlohnung von Frauen kämpften. Courths-Mahlers Emanzipation strebte weg aus der Armut und weg aus der Abhängigkeit von Männern, welche die Kreativität von Frauen herabsetzten. Kein Wunder, dass das Schriftstellerinnen-Trio während des Nationalsozialismus ausgebremst wurde.

Ein Besuch in der Romanfabrik

Der literarische Spaziergang startet an der Hedwig-Courths-Mahler Anlage in Tegernsee und führt zur Schwaighofstraße 47. In dem früheren Wohnhaus der Schriftstellerinnen betrieben sie ihre „Romanfabrik“. Weiter geht es zum Familiengrab auf dem Friedhof Tegernsee in der Seestraße 15, wo Hedwig Courths-Mahler begraben liegt. Sie starb 83-jährig im Jahr 1950. Noch zwei Jahre vor ihrem Tod war ihr letzter Roman „Flucht in den Frieden“ erschienen, der ihr Lebenswerk auf 207 Romane abrundete. Im Familiengrab sind auch Tochter Margarethe Elzer, die als Schriftstellerin ebenfalls über 100 Romane veröffentlichte, und die Ehemänner von Mutter und Tochter begraben.

Leitmotiv: Worauf beruhte der sagenhafte Erfolg?

Vom Friedhof aus geht es weiter auf den biografischen Spuren nach Rottach-Egern – entweder mit dem Schiff (Ausstieg Kurpark), dem Bus (Ausstieg Seeforum) oder zu Fuß – zum Gemeindefriedhof in der Kißlingerstraße 41. Dort befindet sich das Grab von Tochter Friede Birkner. Als diese ihren 90. Geburtstag feierte, hatte sie mit262 Romanen ihre Mutter um 55 Bände übertroffen.

Wer dann noch Lust hat, läuft über die Karl-Theodor-Straße in den Birknerweg, wo das Wohnhaus der Ehrenbürgerin Rottach-Egerns stand. Dort endet der Spaziergang, der neben biografischen Details auch Einblicke in die „Schreibwerkstatt“ der drei Bestsellerautorinnen bietet – über das Entstehen von ersten Ideen bis zu den fertigen Romanen.

Gefällt Ihnen dieser Beitrag?
EXTERNAL_SPLITTING_BEGIN EXTERNAL_SPLITTING_END